Aktuelles auf einen Blick
Proatet Ih Platt? Ick ock!
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- 09.07.2015

Heimatbund legt Heft „Plattdeutsch im Pflegealltag im Emsland“ vor.
Die plattdeutsche Sprache ist alles andere als nur Folklore. Sie ist vielmehr auch im Emsland insbesondere für viele ältere Bewohner die alltäglich gebrauchte Muttersprache, die nochmals umso wichtiger wird, je pflegebedürftiger ein Mensch wird. Daraus ergeben sich ganz besondere Anforderungen, aber auch Chancen für alle diejenigen, die in der Pflege tätig sind. Diese Zusammenhänge wurden deutlich bei der Vorstellung des Heftes „Proatet Ih Platt? Ick ock! Plattdeutsch im Pflegealltag im Emsland“, das der Emsländische Heimatbund herausgegeben hat.
In seiner Begrüßung hob der Vorsitzende des Emsländischen Heimatbundes und der Emsländischen Landschaft, Hermann Bröring, das Wirken des von Petra Diek-Münchow ge-leiteten Arbeitskreises „Platt inne Kärke“ hervor. Auf der Grundlage eines ähnlichen Heftes der Euregio-Klinik Nordhorn erarbeiteten die Mitglieder von „Platt inne Kärke“ ein 36-seitiges hochdeutsch-plattdeutsches Wörterverzeichnis für das Emsland. Es wurde – dem Pflegeall-tag angemessen – in einem handlichen Kleinformat gedruckt.
Das in einer Auflage von über 5.000 Exemplaren hergestellte Heft gehört zu den Vorhaben, die auf einem plattdeutschen Landschaftstag im Herbst 2012 angedacht wurden. Damals hatte sich eine Arbeitsgruppe mit dem Thema „Platt is us Heimat! – Pflege im Alter“ befasst. Ein wichtiges Thema, denn gerade für Schwerkranke, für hochbetagte Patienten oder für Demenzkranke bietet die Muttersprache ein Stück Geborgenheit oder auch Erreichbarkeit. Das vertraute „Platt“ schafft Nähe, bildet bei den nicht selten angespannten und verstörten Patienten die Brücke zu etwas mehr Vertrauen und Zuversicht.
Diesen Gedanken führte Heinrich Siefer, Dozent an der Katholischen Akademie Stapelfeld und seit vielen Jahren regional und überregional für die plattdeutsche Sprache tätig, in seinem Vortrag „Proat doch Platt mit mi! – Zur Bedeutung der Plattdeutschen Sprache im Pfle-gealltag“ näher aus. In der Pflege – so eine der Thesen Siefers – ist es hilfreich, wenn es Mitarbeiter/innen gibt, die mit den Menschen in ihrer Muttersprache reden können. So können Barrieren im Gespräch vermieden werden und die existentielle Betroffenheit authentisch zum Ausdruck gebracht werden.
Die Begegnung in der Muttersprache ist zuvörderst ein Zeichen von Respekt. Die Kommuni-kation in dieser Sprache im Pflegealltag trägt somit dazu bei, nicht nur Vertrautheit zu vermit-teln, sondern auch das Selbstwertgefühl zu stärken.
Mittlerweile – so Siefer – würde bei einer ganzen Reihe von Krankenhäusern, Pflegeeinrich-tungen, Hospiz-Diensten, Fachschulen und Bildungshäusern die plattdeutsche Sprache in der Ausbildung und der Arbeit aufgegriffen. Auch im Emsland gibt es Beispiele, etwa die Ma-rienhausschule in Meppen, dass das Plattdeutsche insbesondere in Arbeitsgemeinschaften für Altenpflege erlernt und vertieft wird. In diesem Zusammenhang wies Siefer darauf hin, dass auch Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund dem Plattdeutschen gegen-über aufgeschlossen sind. Aus ihrer Biografie heraus haben sie ein besonderes Gespür dafür, wie wichtig die Muttersprache ist.
Die Vorsitzende der Fachgruppe Niederdeutsch der Emsländischen Landschaft, Gerlinde Schmidt-Hood, resümierte zur Herausgabe des Heftes „Proatet Ih Platt? Ick ock!“: „Die kleine Veröffentlichung ist nah am Menschen – weil sie für die Pflegekräfte während der Arbeit praktisch in die Kitteltasche passt, und nah am Patienten, weil er in seiner Sprache sprechen und leben kann.“
Das Heft „Proatet Ih Platt? Ick ock!“ wird der Emsländische Heimatbund den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen des Emslandes in diesen Tagen kostenlos zusenden. Es ist zudem gegen eine Schutzgebühr von 50 Cent erhältlich in der Bibliothek des Emsländischen Heimatbundes, Am Neuen Markt 1 (Kauflandgebäude, 2. OG) in Meppen.
Download Broschüre Proatet Ih Platt?
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Der Arbeitskreis Platt inne Kärke Der Arbeitskreis Platt inne Kärke
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Hermann Bröring präsentiert das neue plattdeutsche Heft Hermann Bröring präsentiert das neue plattdeutsche Heft
https://www.emslaendischer-heimatbund.de/aktuelles/372-proatet-ih-platt-ick-ock#sigProGalleriaf2fa7584fc
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